Für das Jahr 2011 noch mehr Unruhe:
Unser Konzert gegen das Streichkonzert!

Während die Hypo Real Estate im September 2010 nach einer nächtlichen Telefonkonferenz - weitere 40 Milliarden an staatlicher Unterstützung erhielt, wird in den letzten Wochen quasi als soziokultureller Ausgleich eine der massivsten Hartz-IV-Kürzungen im Bundestag beschlossen: verkleidet mit einer lächerlichen Erhöhung des Leistungsentgelts um 5 Euro.

Der Kulturbereich ist in Folge der Krisenabwälzung massiv betroffen: Schließungen von Theatern, Museen, Kulturtreffs, Musikschulen, Kleinkunstbühnen stehen im Zuge der Finanznot in vielen Kommunen auf der Tagesordnung. Dadurch ist der jahrzehntelang gewohnte Standard an vorhandenen Kulturangeboten in Gefahr. Kultureinrichtungen, die einmal geschlossen wurden, werden nicht so schnell wiederbetrieben. Stattdessen erwartet uns eine gleichförmige, langweilige und überflüssige Event-Kultur, die allenfalls zur Neueröffnung von Baumärkten oder Autohäusern geeignet ist. Nicht nur die Beschäftigten im Kulturbereich sind durch die Streichungen und Veränderungen existenziell bedroht. Fast allen Künstlerinnen und Künstlern wird damit die existenzielle und kulturelle Möglichkeit versperrt, ihre Kunst zu präsentieren. In vielen Orten gibt es inzwischen massiven Widerstand gegen diesen Kulturellen Kahlschlag.

Die Herbstaktionen des DGB 2010 und seiner Einzelgewerkschaften haben mit Buntheit und Kreativität die gewachsene Breite der Proteste deutlich gemacht. Anders als in früheren Jahren scheint dieses Mal eine Fortsetzung über die Herbstaktivitäten hinaus möglich. IGM und ver.di haben bereits Weichenstellungen dazu beschlossen. Entstanden sind in vielen Städten auch "soziale Ratschläge", Bündnisse, die ihre Arbeit fortsetzen wollen. Wir Unruhestifter wollen uns gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen für eine neue Kultur der Solidarität und des Widerstandes einsetzen. Die Proteste müssen weitergehen!

Das Jahr 2010 hat außer vielen eindrucksvollen Aktionen gegen die soziale Umverteilung der Krisenfolgen vor allem deutlich gemacht, dass sich Bürgerinnen und Bürger nicht mehr alles von der Obrigkeit gefallen lassen. Sichtbar wird dies an dem breiten Bürgerprotest gegen "Stuttgart 21" und einer neuen kraftvollen Anti-AKW-Bewegung - zuletzt eindrucksvoll im Widerstand gegen die Castor-Transporte.

Wir, KünstlerInnen und Kulturschaffende, waren und sind bei vielen Protestaktionen mit dabei. Wir engagieren uns in lokalen Bündnissen, begleiten Demos mit unserer Musik und engagieren uns bei Lesungen, Ausstellungen, Theateraufführungen mit unserer Kunst im Sinne der Inhalte des Aufrufes www.unruhestiften.de.

1400 KünstlerInnen und Kulturschaffende, andere Persönlichkeiten und Organisationen haben seit Sommer 2009 den bundesweiten Aufruf www.unruhestiften.de unterzeichnet. Es ist ein Aufruf gegen rechts, gegen die Abwälzung der Krisenfolgen und für die Umverteilung von oben nach unten, gegen die Kriegspolitik der Bundesregierung - und für die Förderung der kulturellen Vielfalt.

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