Unruhe in Kiel
Für eine offene Gesellschaft, gegen Rechts; Krieg und Sozialabbau

Am 6. November fand bereits zum dritten Mal ein Fest der Unruhestifter in Kiel statt. Man könnte schon von einer kleinen Tradition sprechen. Dieses Mal war der Rahmen etwas größer gewählt, weil sich einige überregionale Künstler angesagt hatten.

Der Schauspieler Rolf Becker wollte über den aktuellen Stand bei Mumia Abu-Jamal berichten, musste aber leider absagen. Diesen Part übernahmen kurzfristig zwei Leute vom Kieler Mumia-Plenum, die auf das offen rassistische Gerichtsverfahren und die Klassenjustiz hinwiesen, die zu einer Verurteilung Mumias zum Tod wegen angeblichen Polizistenmordes führten. Eine ekelhafte Mischung aus rechtsgerichteten Polizisten, Politikern und Unternehmern fordert vehement den Vollzug der Hinrichtung Mumias. Demnächst soll ein Film erscheinen, der Mumia als eiskalten "Cop-Killer" darstellt. Die Verteidigung Mumias braucht unbedingt noch Spenden für ihre Arbeit!

Das Kieler Trio Perturbadores (Unruhestifter) begann den musikalischen Teil des Abends mit absolut aktuellen Klassikern von Brecht und "Ton, Steine, Scherben" (Mein Name ist Mensch, Warum geht es mir so dreckig?). Sehr gute Einstimmung mit emotionaler Kraft!

Clöse, der junge Liedermacher aus Itzehoe mit Gitarre und Mundharmonika, gab mit schelmischem Lächeln einige seiner - wie er selbst sagt - "sehr sozialkritischen" Stücke zum Besten. Eine eindeutige Stellungnahme gegen die "globale Gehirnschmelze" und die "Irrenanstalt", in der wir leben, aber auch für diverse "Früchte", deren Konsum die Strukturen der Welt erkennen lasse.

Die Berliner "Theatertruppe Schöneberg" nahm in ihren rockigen Musikstücken die deutsche Kriegspolitik, die versuchte Kündigung der unbeugsamen Kassiererin Emmely und Hartz IV aufs Korn. "Dank Sarrazins Diät geht´s mir gut!", eine Anspielung auf den angeblich reichhaltigen Hartz-IV-Speiseplan, den der neue (sozial-)rassistische Held der deutschen Leitmedien mit viel Liebe zur Unterschicht zusammengestellt hat.

Den Abschluss und Höhepunkt markierten die zehn (!) Jungs von "Das goldene Handwerk" mit ihrer textintensiven Mischung irgendwo zwischen Reggae und HipHop. Mit - unter anderem - zwei Sängern, Trompete, Saxophon und unter den Symbolen der Rastafaris sorgten sie mit einem kompletten Konzertprogramm insbesondere beim jugendlichen Publikum für Bewegung und ausgezeichnete Stimmung.

Irgendwann muss aber leider Schluss sein, und nach über vier Stunden war es soweit. Jetzt muss die Unruhe - auch von den etwa 130 Besuchern - noch weiter unters Volk gebracht werden! Langsam kommt Bewegung ins Land.

sh

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